Gemeindepräsident Kurt Bloch (rechts) übergibt den Gemeindehaus-Schlüssel an Obernarr Josef V. alias Josef Bader. Zur Überraschung aller gab er diesen aber umgehend wieder zurück. Quelle: Josef Tschan
In Mümliswil gibt Obernarr Josef V. den Schlüssel
an Gemeindepräsident Kurt Bloch zurück und lässt die Gemeindebeamten während
der Fasnachtszeit bis zum Aschermittwoch weiterarbeiten. Der Besen zum
Aufräumen genüge ihm, meint der Obernarr.
Nichts
ist mit Ferien! Kein Narr wird zu den Guldentaler Finanzen schauen – keiner
wird über die Geschicke der Gemeinde wachen oder den ganzen Papierkram
erledigen. Die Gemeindebeamten freuten wich wohl zu früh auf ein paar freie
Tage. Der diesjährige Obernarr Josef V. alias Josef Bader verzichtete am
Freitagabend auf die Macht während der kommenden Fasnachtstage und gab
kurzerhand den Schlüssel des Gemeindehauses wieder zurück.
Nichts ist mit Ferien
Es
war ein illustres Trüppchen, das sich kurz nach 17 Uhr dem Gemeindehaus
näherte. Elegant gekleidete Damen und Herren in Nadelstreifen oder in der
traditionellen schwarz-gelb-roten MON-Kluft – keine wilden Waldmenschen, keine
Dschungeltiere oder sonstige «gfürchige» Gestalten. Allen voran der neue
Obernarr Josef V. Das Personal im Gemeindehaus hatte sich für die anstehende
Amtsenthebung bestens vorbereitet. Die Dekoration stimmte, der Apéro stand
bereit – die Koffer waren gepackt.
«Jedes
Jahr ist es das Gleiche mit den Narren. Da wird erzählt und auch geprahlt, was
sich alles ändern soll», begann Gemeindepräsident Kurt Bloch seine
Abtrittsrede. Doch nichts passiere. «Ig chönn i d’Ferie oder hei gho pfuuse –
was luegt am Schluss bi au däm uuse? Ig überchumme kei Tag frei – wüu d’Obernarre
gar kei Zyt für d’Gmeinsarbeite hei!», war denn auch das Fazit von Bloch
Der Besen als Machtsymbol
Danach
übernahm Josef V. das Wort und meinte: «Die Insignien sind die Zeichen der
Macht – im Guldental sind das der Schlüssel und der Besen.» Ihm genüge aber der
Besen vollauf. Mit ihm könne man aufräumen, aber auch verborgenen und unter den
Teppich gewischten «Dreck» wieder hervorholen. Der Schlüssel bedeute auch eher
eine gesetzlose Zeit oder eben die Narrenfreiheit. Die Narrenfreiheit lebe aber
von Witz und Humor, fernab von Stress und Alltagssorgen.
«Darum
gebe ich den Schlüssel auch gleich wieder zurück», so Bader weiter. Er möchte
sich viel mehr um das Närrische kümmern. «Da genügt der Besen!» Er sei zudem
auch froh, dass er ein gut funktionierendes Gemeinwesen im Hintergrund habe,
das während des Umzugs den Verkehr regelt oder auch die Strassen wieder putzt.
«Ob
Bättler, Huudere oder Edu-Dugger – ig füehre jetz das Regimänt. Vo hüt a und
erscht am Äschermittwuch fingt die Narrezyt es Änd». Symbolisch übergab Kurt
Bloch dann doch noch den Schlüssel, der übrigens auf einer goldenen Bank
montiert war. Leicht frustriert meinte er: «Ig übergibe öich jetz dr Schlüssu
gärn – und weiss scho jetze, s’bliibt genau wie färn. Wenn’s witerhin bi mir im
Büro haut tuet dampfe, de isch das nit vom Raucke – dasch vom Chrampfe!»
Im
Ochsen wurde anschliessend der Narrenfrass eingenommen. Der Abend war begleitet
von viel Musik und Gesang – ganz nach dem Gusto von Alt-Lehrer Josef V.
Alt-Obernarr Josef I. alias Josef Scacchi erinnerte in Versform an die vier
«Vorgänger-Josefs», an ihre Eigenheiten und Macken und gab der Hoffnung
Ausdruck, dass der fünfte Josef sich ehrenvoll in die Reihe seiner Vorgänger
«einnarren» werde.
Weitere Fotos >> Die Schlüsselübergabe im Gemeindehaus <<
Quelle: Josef Tschan / (Oltner Tagblatt)